Es waren traurige Nachrichten, die Corinna Gahl-Haupt, Schulleiterin und Schulträgerin der Dr. Zimmermannschen Wirtschaftsschule, ihren Schülerinnen und Schülern sowie Mitarbeitenden überbringen musste. Aufgrund stetig sinkender Schülerzahlen kann die Schule in privater Trägerschaft nicht mehr wirtschaftlich geführt werden. Die dann 130-jährige Geschichte der familiengeführten Schule endet daher im Sommer 2024. Im kommenden Sommer werden keine neuen Klassen gebildet. Für die Schülerinnen und Schüler, die bereits an der Schule sind, besteht jedoch kein Grund zur Sorge: Sie werden ihren derzeitigen Bildungsgang an der Dr. Zimmermannschen noch wie erwartet abschließen können.
„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Bereits seit zwei Jahren ist die Situation so schwierig, dass wir ohne Ausnahmegenehmigungen der Schulaufsicht manche Bildungsgänge gar nicht mehr anbieten könnten. In den letzten Monaten haben wir uns viele Gedanken gemacht und auch die ein oder andere ausgefallene Lösung in Betracht gezogen, um die Schule zu retten. Doch alle möglichen Szenarien hätten uns über kurz oder lang dazu gezwungen, Abstriche bei der Qualität unseres Bildungsangebots zu machen – und an dieser Stelle zu sparen, widerspricht unserer Philosophie“, so Corinna Gahl-Haupt.
Die Traditionsschule ist weit über die Koblenzer Stadtgrenzen für ihre hohe Bildungsqualität bekannt. Besonders Jugendliche, die an staatlichen Schulen durch das Raster gefallen sind, erhalten hier eine Chance und entdecken während ihrer Zeit an der Zimmermannschen durch eine individuelle pädagogische Begleitung, was in ihnen steckt. Auch die technische Ausstattung sowie das modern eingerichtete Schulgebäude zählen zu den Alleinstellungsmerkmalen der privaten berufsbildenden Schule. All das sind Investitionen, die aus einer gewöhnlichen Schule einen Ort machen, an dem lernen Spaß macht. Doch da die Schülerzahlen seit Jahren sinken, übersteigen die Kosten für den Betrieb der Privatschule nach und nach die Einnahmen.
Die Ursachen für die unbesetzten Schulplätze sind vielfältig. Zum einen nehmen gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss auf die Schülerzahlen. Ein Phänomen, das alle Schulen betrifft, ist der demografische Wandel. Durch geburtenschwache Jahrgänge ist die Zahl der Jugendlichen insgesamt rückläufig.
Zum anderen nahm der Wettbewerb um die immer weniger werdenden Schülerinnen und Schüler durch die Beruflichen Gymnasien der staatlichen Berufsbildenden Schulen und die stetig zunehmenden Anzahl von Fachoberschulen an den Realschulen+ der Region zu. Für beide Bildungsgänge muss kein Schulbeitrag gezahlt werden, was sich gerade durch inflationsbedingte Geldsorgen zu einem wichtigen Entscheidungskriterium entwickelt hat. So ist ein Wettbewerb mit ungleichen Voraussetzungen entstanden. Denn der Schulbeitrag ist für Privatschulen notwendig, um die nicht vollständige staatliche Förderung aufzustocken. Diese deckt nur die Personalkosten der Lehrkräfte ab, doch im Schulbetrieb fallen zahlreiche weitere Posten an.
Nicht zuletzt wirkte sich die Corona-Pandemie negativ auf die Schülerzahlen der Zimmermannschen aus, da während dieser Zeit auch leistungsschwache Schülerinnen und Schüler ohne Weiteres versetzt wurden. Es bestand nicht die Notwendigkeit, über einen Neustart in Form eines Schulwechsels nachzudenken. „Bildung mit Zukunft – das ist nicht nur ein Slogan. Es ist gewissermaßen das Vermächtnis unserer Schule. Denn wenngleich die Dr. Zimmermannsche im kommenden Jahr schließt, bleibt die Zukunftsperspektive, die die Schule den insgesamt fast 30.000 ehemaligen Schülerinnen und Schülern gegeben hat, für immer erhalten. Die Zimmermannsche war und ist die Basis für den weiteren Lebensweg vieler junger Menschen, die hier den Grundstein ihrer Karriere legten, sich zu reifen Persönlichkeiten entwickelten, einen sicheren Hafen fanden oder einfach eine neue Chance bekamen“, resümiert Julian Haupt, der Mathematik und Wirtschaft an der Schule unterrichtet und die Zimmermannsche eigentlich in fünfter Generation weitergeführt hätte. Er und seine Mutter Corinna Gahl-Haupt möchten diesen positiven Gedanken gerne vertiefen und rufen Ehemalige dazu auf, schöne Erinnerungen aus der Schulzeit aufzuschreiben und per E‑Mail an sekretariat@zimmermannsche.de oder per Post an die Schule zu schicken. Auch Fotos sind willkommen! Die Einsendungen werden auf dem Internetauftritt gesammelt.